Die Herausforderungen im Online-Versand
Der Online-Versand und sein Einfluss auf die Intralogistik
Der elektronische Handelsverkehr übt immer mehr Einfluss auf die Intralogistik aus. Nicht nur die Werbung sowie das Kaufen und Verkaufen, sondern auch der Kundenservice oder das Retourenhandling werden immer häufiger online abgewickelt. Was für die Kunden besonders bequem und benutzerfreundlich ist, stellt die Logistikbranche vor eine große Herausforderung. Denn Händler und Dienstleister müssen immer flexibler sein und in Echtzeit auf Kundenwünsche reagieren – und das rund um die Uhr. Gefordert ist außerdem eine lückenlose Transparenz, schließlich will der Kunde jeden Schritt seiner Ware vom Hersteller über den Lieferanten bis hin zu seiner Haustür online verfolgen können – und vor allem die Verfügbarkeit in Echtzeit sehen.
Die Auftragsbearbeitungszeit hängt von mehreren Faktoren ab.
Um Liefertermine pünktlich einhalten zu können, müssen die Prozesse von der Datenerfassung über die Übersendung des Auftrags zum Fulfillment bis hin zur Auslieferung reibungslos und fehlerfrei funktionieren – ganz gleich, ob mehrere kleine Päckchen an verschiedene Adressen oder eine gemischte Palette an eine einzige Filiale verschickt werden sollen.
GEMÜ beispielsweise konnte mit der grundlegenden Optimierung ihrer Versand- und Produktionslogistik nicht nur die Fertigungsabläufe verbessern, sondern auch die Lieferzeiten deutlich verkürzen. Das zweigassige AKL ist über einen Behälterloop an die Kommissionier- und Versandhalle des Unternehmens angebunden. Dort befinden sich vier Kommissionierplätze nach dem Ware-zum-Mensch-Prinzip, der Wareneingang sowie die Verpackungs- und Versandplätze. Ein zentral angeordnetes System mit Hubbalken-RBG, der sogenannte Versand-Commissioner, wird genutzt, um fertig kommissionierte Aufträge für den Versand zwischenzulagern. Dies dient zur Konsolidierung der Kundenaufträge und verhindert, dass zu viele Einzelsendungen verschickt werden.
Die Steuerung der Fördertechnik und des Puffer-Systems erfolgt über Siemens S7-Steuerungen. Die Regalbediengeräte werden mittels PC gesteuert. Um eine besonders effiziente und rationelle Bearbeitung der Waren sicherzustellen, ist neben einer leistungsstarken Lager-und Sortiertechnik ebenfalls die Software entscheidend. Diese muss skalierbar und flexibel sein und die Daten in Echtzeit verarbeiten.
GEMÜ vertraut dabei auf ein WMS, welches genau diese Anforderungen erfüllt. Neben der Steuerung des gesamten Materialflusses leitet es auch fertig montierte Produkte in an den automatischen Versandpuffer weiter. Das WMS übernimmt darüber hinaus die Konsolidierung der Aufträge. Damit haben sich die Durchlaufzeiten deutlich reduziert und die Liefertermintreue erhöht: Standardprodukte von GEMÜ erreichen jeden Standort in Europa innerhalb von 48 Stunden – ein sehr wichtiger Vorteil gegenüber anderen Wettbewerbern.
Neben der Optimierung der Lieferzeit spielt für einen effizienten Versand auch die Transparenz der Warenwege eine wichtige Rolle. Erzielt wird sie durch ein Lagersystem, das sich lückenlos rückverfolgen lässt.
Bei einer manuellen Steuerung kommt es gerade hierbei immer wieder zu Fehlschlüssen – verursacht durch mangelnde oder falsche Informationen.
Eine effiziente und zuverlässige Lösung bietet hierfür ein WMS, wie es die Ingram Micro GmbH in Straubing im Einsatz hat. Das Lagerverwaltungssystem übernimmt die Steuerung sämtlicher Abläufe der Intralogistikkette des internationalen Großhändlers und Distributors für die IT-Branche. Die IT-Distribution erfolgt bei Ingram Micro rund um die Uhr. 80 bis 90 Prozent des Tagesgeschäfts sind Bestellungen, die am folgenden Tag beim Kunden sein müssen. Die Auswirkungen des E-Commerce greifen auch hier: Die Bestellmengen gehen zurück, die Bestellhäufigkeit wächst. Zusammen mit dem Zentrallager in Straubing bewirtschaftete Ingram Micro bis zu sieben Außenlager – ein Zustand, der die Prozesse ineffizient, langsam und störanfällig machte. Deshalb entschied Ingram Micro, in Straubing alles zu konzentrieren.
Mit dem neuen Lagerkomplex verdoppelte sich die Lagerfläche auf 80.000 Quadratmeter. Bis zu 25.000 Kundenaufträge pro Tag – das heißt 60.000 Packstücke – verlassen das Distributionszentrum. Gleichzeitig kommen pro Tag rund 200 neue Artikel ins Sortiment. Um solche Aufgaben zu bewältigen, sind rund 130 Flurförderzeuge im Einsatz. Insgesamt 6,5 Kilometer Förderstrecke befördern die Waren zu sieben Kommissionier-Loops mit je vier Kommissionier-Bahnhöfen sowie zu zwei Kommissioniermodulen mit 1.600 Durchlaufkanälen. In der Versandabwicklung durchlaufen die Produkte Pack-, Versand- und Konsolidierungs-Sorter. Um diese komplexen Prozesse effektiv zu verwalten, setzt Ingram Micro auf ein Lagerverwaltungssystem.
Das WMS steuert alle Prozesse zwischen Wareneingang und Versandrampe. Als Realtime-Online-System kann es Abläufe integrieren, die den Benutzer genauestens über Warenbestände informieren. Das gesamte Logistikzentrum wird über Datenfunk gesteuert. In den Stammfächern des Kommissionierbereichs lagert ständig der erwartete Bedarf für die nächsten zehn Tage in einem Versand-Pufferlager ein. Sinkt der Bestand unter diese Grenze, löst das WMS automatisch einen Auftrag zur Nachschubsteuerung aus. Damit hat der Hersteller die Möglichkeit, Artikel bereits vorzuproduzieren und kann dadurch nicht nur die Lieferzeit deutlich verkürzen, sondern auch bei größeren Bestellmengen schnell reagieren.